Die Römerzeit

Die Kelten (Süd-Indogermanen) –von den Römern Gallier genannt – waren das erste geschichtlich nachweisbare Volk im Rheinland, das auch das Gebiet der Nahe besiedelte. Sie wichen später den von Norden eindringenden Germanenstämmen.

Etwa 100 v. Chr. war das gesamte Rhein- und Nahetal im Besitz germanischer Stämme und es entstand eine keltisch – germanische Mischbevölkerung. An Mittelrhein und Nahe lebten die Vangionen, deren Gebiet an das der Treverer angrenzte.

Als Cäsar 58 v. Chr. die Alpen überschritt und weiter nach Norden vorrückte, erkannte er bald die Bedeutung des Rheintales. Die hier lebenden Stämme wurden dem Zepter Roms unterworfen, das ganze linke Rheinufer mit angrenzenden Gebieten romanisiert. Die Bewohner büßten dabei ihre völkischen Eigenarten bald ein.

Im benachbarten Bingen (römisch: Bingium) waren in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts sogenannte Auxiliar – Truppen zum Schutz der Brücke über die Nahe und der römischen Heerstraße stationiert. Schon damals hatte Münster wegen dieser Heerstraßen eine nicht unwichtige Stellung. Führte doch eine dieser Straßen direkt durch Münster in Richtung Bad Kreuznach, während eine zweite von Ockenheim kommend über Büdesheim, durch eine Nahefurt bei Münster weiter durch das Krebsbachtal zur großen Heerstraße über den Hunsrück nach Trier ging. Noch heute sind im Krebsbachtal die riesigen Steinblöcke, die der Seitenbefestigung der Straßen dienten, zu sehen.

Im Jahre 70 n. Chr. erschütterte Kriegslärm das untere Nahetal. Unter ihrem Führer Tutor erhoben sich die Stämme der Vangionen, Treverer und Tribocer gegen die Römerherrschaft. Tutor ließ die Brücke über die Nahe abreißen und zog sich auf die Höhen bei Weiler zurück, um dort die unter Sextilius Felix herbeieilenden Römer zu erwarten. Diese zogen jedoch naheaufwärts wo ihnen Einheimische (es müssen also damals Leute in Münster gewohnt haben) eine Furt durch die Nahe zeigten. Die Römer zogen durch das Trollbach- und Krebsbachtal, griffen Tutor von hinten an und vernichteten seine Truppen. Dreihundert Jahre später besingt der römische Dichter Ausonius, als er in das Nahetal kam, die Tutorschlacht.

Münster war über viele Jahre römisch besiedelt, das belegen nicht nur zahlreiche Funde, sondern es sind bis heute noch Namen römischen Ursprungs hier zu finden wie Tullius, Rixius, Marfilius. 1895 wurde ein Mosaikfußboden in der Römerstraße (heutiger Name) ausgegraben der einer römischen Villa Rustica entstammte und mit dem ein großer Apsidensaal von etwa 19 mal 14 Metern ausgelegt war. Er stammt etwa aus der Mitte des 3. Jahrhunderts. In seiner Mitte ist in einem Viereck von 2,80 m Seitenlänge der Sonnengott SOL auf einem mit vier Pferden bespannten Wagen zu sehen, umgeben von Tierkreiszeichen, die allerdings in ihrer Anordnung von der bekannten Reihenfolge des Zodiak abweichen. Der Künstler verwandte schwarzen und weißen Marmor, im Mittelstück auch farbigen, dabei auch den weltberühmten Carrara-Marmor.

Das Mosaik ist in seiner Art in Deutschland einmalig. Es liegt heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn. Dieser Fund ist zweifellos ein Beweis für den Reichtum des römischen Münster. Mitte des 2. Jahrhunderts entstanden im Rheinland überall neue Religionsgemeinschaften, die besonders dem persischen Gott Mithras ergeben waren.

Mithras Einzug ins Binger Land war abhängig von der Besatzung Bingens zur Zeit der Flavier (69 bis 135 n. Chr.). Wo heute die Pfarrkirche St. Peter und Paul steht. Soll sich damals eine riesige Tempelanlage befunden haben. Die Bevölkerung des römischen Umlandes kam regelmäßig zu dem römischen „Monasterium“, von dem auch der Name Münster abgeleitet sein soll. Weitere Funde von Badeanlagen und altrömischen Wasserleitungen – letztere wurden auch in Sarmsheim gefunden – zeugen von einer römischen Besiedlung.

Während Bingen römisches Kastell bleibt, entwickelt sich in Münster ein reges Wirtschaftsleben, besonders die Landwirtschaft scheint sich rentabel gestaltet zu haben. Auch Wein wurde angebaut. Da immer mehr Arbeitskräfte benötigt wurden, siedelte Konstantin der Große (306 bis 337 n. Chr.) Völker von der Weichselmündung, Sarmaten, im Gebiet des heutigen Sarmsheim an. So entstand das römische Sauromatium, heute Sarmsheim

Die Römerzeit ging indes im 5. Jahrhundert n. Chr. zu Ende – nach über 150 Jahren Frieden, Ordnung und Sicherheit in der Region. Vandalen, Sueben und Alanen überfluteten auch das Mittelrheingebiet.

Um 464 vertrieben dann die Franken die Reste der römischen Truppen aus dem Rheinland. Es sind aus dieser Zeit leider kaum brauchbare Aufzeichnungen oder Denkmäler zu finden, da man in diesen unruhigen Zeiten wohl kaum daran dachte, der Nachwelt historische Hinterlassenschaften zu liefern

Mittelteil des in der Römerstraße gefunden Mosaikbodens.